Ärzte,
oder auch Halbgötter in weiß,
wie sie manchmal genannt werden,
sind für mich ganz normale Menschen,
die wegen ihrer Ausbildung eine ganz besondere Dienstleistung anbieten können.
 
Ich habe keine Probleme einen Arzt aufzusuchen.
Allerdings kann ich auch gut darauf verzichten.
Wenn es nicht unbedingt sein muss gehe ich auch nicht zum Arzt.

Bei meiner Einschulung wurde vom Augenarzt ein Sehfehler diagnostiziert.
Fortan wurde ich zum Brillenträger.
Das brachte mir den Spitznamen "Professor" ein
und machte mich noch mehr zum Einzelgänger.

In Kervenheim wurde Kirmes gefeiert.
Ich hatte keine Lust auf die Schule
und so erzählte ich meiner Mutter etwas von Magenschmerzen.
Sie ging mit mir direkt zum Arzt.
Die Lüge eingestehen wollte ich nicht.
Da musste ich nun durch.
Der Arzt überwies mich ins Krankenhaus, wo der Blindarm entfernt wurde.
Hey Leute, meine Schmerzen waren erfunden !!!
Na ja, die nächsten Tage waren für mich schulfrei,
nur zur Kirmes konnte ich dennoch nicht.

Im Gymnasium bekamen wir Besuch vom Schulzahnarzt.
Oben rechts wäre bei mir etwas nicht in Ordnung, meinte er.
Ich müsse dringend zum Zahnarzt gehen.
In Kervenheim gab es keinen Zahnarzt.
Der nächste hatte seine Praxis in Winnekendonk,
das waren immerhin etwa vier Kilometer mit dem Fahrrad für mich.
Ohne jegliche Schmerzen fuhr ich hin.
Er behandelte ganz andere Zähne
Nach der Behandlung kamen dann die Schmerzen.
So ging es über mehrere Wochen.
Ohne Schmerzen zur Behandlung
und nachher kamen die Schmerzen.

Mit 16 Jahren wollte ich den Führerschein Klasse 4 machen.
Beim Sehtest beim TÜV bin ich durchgefallen.
Ein fachärztliches Gutachten meines Augenarztes musste her.
Zwei Jahre später ging es dann um den Führerschein Klasse 3.
Ich ging direkt zum Augenarzt und wollte wieder so ein Gutachten haben.
Er schaute sich meine Augen gar nicht erst an.
Seine Arzthelferin sollte nur ein Schreiben aufsetzten
"Wir verweisen auf das Gutachten vom..."
So erhielt ich ohne weitere Probleme meinen PKW-Führerschein.

Nur wenige Wochen später musste ich zur Musterung.
Wegen eines Augenleiden untauglich und ausgemustert.
Dieser Augenarzt meinte sogar,
dass ich mit dieser Sehkraft niemals einen Führerschein hätte bekommen dürfen.

In Münster bekam ich Zahnschmerzen, die einfach nicht weg gingen.
Ein Weisheitszahn musste entfernt werden.
Bei dieser Gelegenheit hat sie die anderen auch direkt gezogen.
Alles ging ruckzuck und Schmerzen hatte ich danach auch keine mehr.
Diese Ärztin war wirklich klasse.

Mit Heike hatte ich ein Wochenende in Geldern verbracht.
Bei der Ankunft in Münster haben wir eine Currywurst mit Pommes und Mayo gegessen.
Noch am selben Abend gingen die Probleme los.
Wir hatten uns einen Magen-Darm-Virus eiingefangen.
Am Montag ging es uns beiden schlecht.
Erst am Dienstag ging es mir wieder gut.
Nur bei Heike wollte es einfach nicht besser werden.
Am Mittwoch brachte ich sie zur Uni-Klinik in Münster.
Sie wurde auch direkt eingewiesen und an einen Tropf gehängt.
Ohne weitere Untersuchungen ist sie für eine Woche dort geblieben.
Lediglich einen Tropf erhielt sie täglich.
Dann kam der Tag ihrer Entlassung und ich sollte sie abholen.
Als ich am Morgen in ihr Krankenzimmer kam war ihr Bett leer und bereits neu bezogen.
Von Heike gab es keine Spur.
Auch ihre Sachen waren nicht dort.
Eine Krankenschwester meinte Heike sei möglicherweise in der Cafeteria,
doch auch dort fand ich sie nicht.
Das Gebäude des Uni-Klinikums in Münster ist riesengroß.
Dort jemanden finden ist fast unmöglich.
Ich fuhr mit dem Rad wieder zum Wohnheim.
Eventuell hatte sie ja ein Taxi genutzt.
Leider war sie auch nicht im Wohnheim.
Erst Stunden später kam sie bei mir an.
Ihr erster Weg führte zum Kühlschrank.
Nach einem kräftigen Schluck aus der Rumflasche erzählte sie mir was geschehen war.
Erst an diesem Entlassungstag hatte man sie von einem Arzt zum anderen gescheucht
und sie buchstäblich auf den Kopf gestellt.
Alles war untersucht worden.
Sorry, aber hätte das nicht viel früher passieren sollen ?

Einige Zeit später,
Heike hatte mich inzwischen verlassen,
habe ich als Reinigungskraft in diesem Klinikum gearbeitet.
Ich konnte vieles sehen, was normalen Patienten oder Besuchern verborgen bleibt.
Auf Details möchte ich verzichten.
Wenn es sich irgendwie einrichten lässt, so möchte ich niemals dort behandelt werden.

Als ich in Geldern wohnte bemerkte ich eine Beule an meinem Unterkiefer.
Ich ging zu einem Hausarzt.
Okay, dieser würde mich wahrscheinlich an einen Facharzt weiterleiten,
das war mir klar.
Er schickte mich zum Hals, Hasen und Ohren Arzt.
Leider fühlte auch er sich als der falsche Ansprechpartner
und leitete mich weiter zu einem Zahnarzt.
Durch dessen Behandlung wurde es nur noch schlimmer.
Mein Kopf glich einem Fußball und ich musste zur Kieferklinik,
wo ich auch unverzüglich operiert wurde.
Die nächsten Tage wurde ich dort richtig gequält.
Wegen einer Kiefersperre bekam ich meine Zähne nicht auseinander.
Mit roher Gewalt durfte ich mir täglich meine Zähne weiter auseinander drücken.
Leute, das waren Schmerzen, die wünscht man seinem Feind nicht.
Bei der Nachuntersuchung gab es dann ein ständiges hin und her.
Sie können Montag wieder arbeiten.
Sie bleiben besser noch eine Woche zuhause.
Nach vier Wochen reichte es mir.
Ich hörte nicht weiter auf diese Ärzte und ging zur Arbeit.

Aktuell leben wir Menschen mit einer Corona-Epedemie.
Ungewöhnlich schnell wurde ein Impfstoff gefunden und wir alle sollen uns impfen lassen.
Brigitte ist recht zufrieden mit ihrem Hausarzt,
so fragte ich dort nach einem Impftermin.
Das klappte super und schon 2 Tage später sollte ich meine erste Covid19-Impfung erhalten.
Pünktlich zum Termin (11:30 Uhr) war ich vor Ort
und wurde auch unverzüglich ins Behandlungszimmer geführt.
Wegen einer offenen Tür konnte ich mitbekommen was in der Praxis ablief.
Der Arzt ging mehrfach an meinem Behandlungsraum vorbei
und wurde auch mindestens drei Mal von der Sprechstundengehilfin an mich erinnert.
Erst nach genau 59 Minuten bekam ich meine Impfung.
Sechs Wochen später bekam ich den Termin zur zweiten Impfung.
Wieder wurde ich recht schnell in einen Behandlungsraum gebeten.
Die Sprechstundengehilfin rief einen anderen Patienten an.
Er habe auch einen Termin zur Impfung
und wenn er nicht innerhalb der nächsten 10 Minuten erscheinen würde,
so wäre der Termin weg.
Der Mann erschien wenige Minuten später und entschuldigte sich.
Keine fünf Minuten später hatte er seine Impfung erhalten und konnte wieder gehen.
Nur ich durfte auch dieses Mal rund eine Stunde auf die Impfung warten.
Das gesetzlich versicherte Patienten im Vergleich zu Privatpatienten
wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden, hört man häufiger.
Doch in dieser Praxis fühlte ich mich wie ein Patient dritter Klasse.

Alle diese kleinen Geschichten zeigen,
dass ich mehr negative als positive Erfahrungen mit Ärzten gemacht habe.
Regelmäßige Voruntersuchungen sind wichtig, so heißt es.
Ich kann gut darauf verzichten.
Solange ich mich gesund fühle,
will ich gar nicht wissen wie krank ich eventuell bin.